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09.04.2001

Presseinformation REPORT Mainz, Montag, 09.04.2001 , 21.00 Uhr im ERSTEN

REPORT MAINZ:

Gegen den geplanten Standort Berlin-Schönefeld als neuen Großflughafen gibt es nach Recherchen des ARD-Magazins REPORT Mainz schwere Bedenken. In einem dreiseitigen Schreiben des Berliner Energieversorgers GASAG, das der Redaktion vorliegt, wird auf die potentielle Gefährdung durch diverse, ungeschützte Gashochdruckleitungen in unmittelbarer Nähe des Flughafens hingewiesen.

Der Würzburger Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Dr. Lutz Eiding, hat deshalb einen Antrag beim brandenburgischen Verkehrsministerium auf sofortigen Widerruf der heute gültigen Betriebsgenehmigung des Flughafens gestellt. Der Antrag datiert auf den 15.1.2001. Eiding vertritt betroffene Anwohner sowie den Bürgerverein Brandenburg - Berlin e.V., (BVBB), eine Bürgerinitiative gegen das Großprojekt "Schönefeld" mit rund 5.000 Mitgliedern. Aufgrund des enormen Gefährdungspotentials der Gasleitungen hält Eiding den laufenden Flugverkehr schon jetzt nicht länger für vertretbar. Die Akteneinsicht des Anwaltes im brandenburgischen Verkehrsministerium bestärkt ihn außerdem in seiner Auffassung: "Es sind keine Lagepläne beim Verkehrsministerium vorhanden, wo die Leitungen überhaupt laufen. D.h.: Man tappt im Dunkeln!"

Der von Report Mainz befragte zuständige Verkehrsminister Hartmut Meyer (SPD) sieht jedoch derzeit "keinen akuten Handlungsbedarf". Er versprach aber zugleich "eine umfangreiche Prüfung durchführen zu lassen".

Report Mainz ist bei seinen Recherchen auf 4 weitere Gashochdruckleitungen und zwei Gasdruckregelstationen nur wenige hundert Meter entfernt von der südlichen Start- und Landebahn des Flughafens gestoßen. Es sind Versorgungseinrichtungen der Energieunternehmen EMB (Erdgas Mark Brandenburg GmbH/Potsdam) und EWE (Energieversorgung Weser-Elbe/Oldenburg) zwischen Selchow und Waßmannsdorf.

Gegenüber Report Mainz erklärt der Pressesprecher der Pilotenvereinigung "Cockpit", Georg Fongern: "Aufgrund der Statistiken, die schon seit Jahren geführt werden, kann man sagen, dass die Landeunfälle und die Startunfälle innerhalb der 1-Meilen -Zone vor bzw. hinter dem Bahnende stattfinden. Ich erinnere an den Beinahe-Unfall in Frankfurt vor einiger Zeit (20.1.1999), als da ein AIR-India-Jumbo etwa 800 Meter vor Bahnbeginn in Frankfurt aufgesetzt ist und die ganze Anflugbefeuerung abgeräumt hat. Wenn dies hier in Schönefeld passiert wäre, wäre es wahrscheinlich zu einer Riesenkatastrophe gekommen."

Am 17. Juni 1989 ereignete sich an der kritischen Stelle in Schönefeld bereits ein schwerer Unfall: Eine Maschine der DDR-Interflug raste in ein Maisfeld zwischen Selchow und Waßmannsdorf. 17 Menschen starben und 54 wurden zum Teil schwer verletzt. Damals lag hier, so die Recherchen von Report Mainz, nur eine Gashochdruckleitung, die anderen drei sind erst in den Neunzigern in nur einem Meter Tiefe verlegt worden: "Ich denke 1 Meter Tiefe ungeschützt, ist nicht akzeptabel und ich wundere mich auch, das muß ich ganz offen sagen, dass die Behörden, die für die Sicherheit der Luftfahrt zuständig sind, sich überhaupt nicht daran gestoßen haben. Aber auch die Fluggesellschaften haben bisher dieses Gefahrenpotential wahrscheinlich nicht gesehen; sonst hätten sie wahrscheinlich schon protestiert.", sagt Georg Fongern von "Cockpit".

Der renommierte Gastechniker Prof. Dr. K. Ulrich Kramm von der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur, Leipzig kommt deshalb zu dem grundsätzlichen Fazit: "Man sollte es tunlichst vermeiden, in einem solchen Gebiet einen Großflughafen zu bauen." Ansonsten beziffert er die nötigen Umbaukosten auf "mindestens hundert Millionen Mark".

Bei Rückfragen rufen Sie bitte REPORT Mainz, Tel.: 06131/929-3351.

Der Text als RTF-Datei unter: http://www.swr.de/report

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