Daniela Buckenberger und Frank Schmidt zählen Fußgänger und Radfahrer an der B 503 - dort, wo im Falle des Flughafen-Ausbaus ein Tunnel hinkäme. |
"Hurra! Wir bauen einen Tunnel, und wir machen viel Lärm": 60 "Höhlen-Meter" kamen bei der Edgar-Meschkat-Halle zusammen - nicht so viele wie erhofft, doch genügend, um Enge und Länge zu demonstrieren. Fotos vr |
Altenholz (vr) Ein Tunnel, der 400 Meter lang ist und von Fußgängern und Fahrradfahrern gleichermaßen benutzt werden muss, sucht in Schleswig-Holstein seinesgleichen. Ein Schulzentrum, das nicht einmal 200 Meter entfernt von Start- und Landebahn eines größeren Flugplatzes liegt, ist in der gesamten Bundesrepublik derzeit nicht zu finden. Weil beides bei einem Ausbau des Flughafens Kiel-Holtenau in unmittelbarer Nähe des Schulzentrums mit seinen 1200 Schülern auf Altenholz zukäme, gingen Eltern und Schulkinder am Sonnabend auf die Straße. Dazu aufgerufen hatte der Elternbeirat des Gymnasiums.
Unter dem Motto "Hurra! Wir bauen einen Tunnel, und wir machen ganz viel Lärm!" demonstrierten 150 Kinder und Eltern, wie lang der geplante Flugplatz-Tunnel würde. Mit Decken und Bettlaken bildeten sie entlang der Danziger Straße bis zum Tennisheim symbolisch einen Tunnel, der aber nur eine Länge von 60 Metern erreichte. Für die vorgesehene "400-Meter-Schlange" reichte die Teilnehmerzahl nicht. "Wir konnten trotzdem in etwa das Gefühl von der Länge, vor allem aber das Gefühl der Unsicherheit vermitteln, das in einem solch langen und engen Bauwerk entsteht", sagte Anke Petersen, die die Aktion mit Kathrin Dadamiak, Angelika Delfs, Christine Wagener und Ursula Feldmann aus dem Beirat organisiert hatte.
Zwar klappte es mit der Nachbildung des Tunnels nicht, doch für die Produktion der 88,3 Dezibel, die durch Start und Landung von Düsenjets bei der Schule zu hören wären, reichte es allemal. Mit Tröten, Ratschen, Verstärkern und Megaphonen wurden Werte zwischen 85 und 100 Dezibel gemessen. Unterhalten konnte man sich bei dem Krach nicht.
Wie erheblich die Lautstärke bereits heute direkt an der Bundesstraße 503 im Bereich des Flughafens ist, registrieren die Mitglieder der "Bürgervereinigung gegen die Startbahnverlängerung Kiel-Holtenau" zurzeit allenfalls am Rande. Sie müssen sich nicht unterhalten, wenn sie Fußgänger und Fahrradfahrer zählen, die entlang der geplanten Tunnelstrecke von Kiel nach Altenholz und zurück wollen. Am Mittwoch haben sie mit der Zählung begonnen - bei Trockenheit zwischen 6 Uhr früh und abends 20 Uhr. "Wir wollen die repräsentativen Zahlen herausfinden", begründete BI-Sprecher Frank Schmidt die Aktion. Dass diese erheblich sind, unterstreicht bereits das Mittwoch-Ergebnis. Da passierten weit über 2000 Radfahrer (meist Schüler und Berufstätige) und Fußgänger die Strecke. "Das sind alles Leute, die später durch den langen Tunnel müssten", sagt Frank Schmidt.
(Kieler Nachrichten vom 02.07.2001)