Cimber Air nährt neue Zweifel

Marketingchef Jørgensen: "Erweiterung in Holtenau nicht notwendig"

Neue Zweifel an der Notwendigkeit des Ausbaus des Holtenauer Flughafens nährt die dänische Fluglinie Cimber Air, die täglich im Auftrag der Lufthansa von Kiel aus Flüge nach Frankfurt, Berlin, München und Köln anbietet. "Wir sehen keine Notwendigkeit für eine Erweiterung, weil wir mit der vorhandenen Landebahn von 1260 Meter auskommen", sagte gestern Henrik Jørgensen, Marketingchef der Cimber Air am Heimatflughafen Sonderburg. Selbst bei einer Verlängerung der Landebahn auf 1800 Meter plus 300 Meter Sicherheitslänge würde seine Gesellschaft weiterhin von Kiel aus mit Turbo-Prop-Maschinen fliegen. Das Kieler Verkehrsministerium zeigte sich überrascht: "Uns liegen andere Aussagen vor."

Neben 13 Turbo-Prop-Maschinen verfügt die dänische Airline derzeit auch über zwei moderne Regionaljets CRJ 200. Nach Aussage von Jørgensen würde die vorhandene Landebahn zwar für diese Düsenmaschinen nicht ausreichen, aber Cimber Air würde diese Jets nach einem Ausbau von Holtenau aus wirtschaftlichen Gründen gar nicht für die innerdeutschen Flüge einsetzen. Nach den Erfahrungen aus dem innerdänischen Betrieb geht er davon aus, dass Jets für die gleiche Strecke doppelt so viel Kerosin verbrauchen wie Turbo-Props. Hinzu kämen, so Jørgensen, die wesentlich höheren Anschaffungskosten für Düsenjets: Eine CRJ 200 kostet etwa 23 Millionen US-Dollar – die derzeit in Holtenau eingesetzten ATR-Turbo-Props aber nur 14 Millionen Dollar. "Jets machen die Flugtickets teurer", meint der Marketingchef. Nach dem 11. September müssten die Kunden bereits höhere Preise durch stark gestiegene Versicherungsprämien verkraften.

Grundsätzlich hält Jørgensen den Einsatz von Turbo-Props bis zu einer maximalen Flugzeit von zwei Stunden für wirtschaftlich sinnvoller. Ein Flug nach München dauert von Holtenau etwa eine Stunde und vierzig Minuten. Obwohl Propellermaschinen etwas langsamer fliegen, ist Jørgensen überzeugt, dass ihr Einsatz in Holtenau gerade für die Geschäftswelt von Vorteil ist: "Größere Jets mit mehr Sitzplätzen würden nicht so häufig fliegen. Geschäftsleute haben aber gern eine große Auswahl bei den Flugzeiten."

Für das Anfliegen europäischer Ziele fehlt nach seiner Einschätzung der Bedarf. Die von der Landesregierung gewünschte Anbindung an die Ostsee-Anrainerstaaten kann er sich zum Beispiel mit Umsteigen in Kopenhagen vorstellen. "Doch auf der Strecke Kiel-Kopenhagen würden wir wegen der kurzen Distanz auch nur Turbo-Prop-Maschinen einsetzen", erklärt Jørgensen. Zu diesem Ergebnis kam im vergangenen Jahr schon die von der Kieler Flughafengesellschaft in Auftrag gegebene Potenzialanalyse. Zu der politischen Frage, ob der 50 Millionen Euro teure Ausbau unter diesen Bedingungen und dem zusätzlichen Ausschluss von Pauschalreiseverkehr überhaupt sinnvoll ist, mochte sich der Cimber Air-Sprecher nicht äußern.

Nach Aussage von Christa Häckel, Pressesprecherin im Verkehrsministerium, liegen dem Land andere schriftliche Aussagen der Cimber Air-Zentrale vor: Noch im November 2001 habe das Unternehmen darüber geklagt, dass wegen der jetzigen Bahnlänge immer wieder Einschränkungen, etwa bei den Passagierzahlen, vorgenommen werden müssten. Das Zurückweisen sei weder wirtschaftlich noch kundenfreundlich. Cimber Air habe außerdem erklärt, dass sie keine Zusicherung für den langfristigen Einsatz von Turbo-Props geben könne, da der europäische Regionalflugmarkt dazu tendiere, Propellermaschinen durch Jets zu ersetzen. TM

( Kieler Nachrichten vom 25.05.2002, mit freundlicher Genehmigung des Autors Torsten Müller )