Flughafenausbau Kiel-Holtenau:
Die gesundheitlichen Auswirkungen von Fluglärm

Die psychische und physische Gesundheit wird durch Fluglärm ganz allgemein beeinträchtigt, auch wenn die Menschen die Lärmbelästigung individuell sehr unterschiedlich verarbeiten. Ältere und gesundheitlich geschwächte Menschen, Schwangere und vor allem Kinder sind vom Fluglärm besonders betroffen.

Sicherheit durch Grenzwerte?

Die Betreiberseite argumentiert in der Regel mit der Behauptung, ,,derzeit geltende Grenzwerte des Lärmschutzes würden meistens eingehalten".

Diese ,,Grenzwerte" sind jedoch von Wirtschaftsinteressen beeinflußte, politische Werte, bei deren Zustandekommen der Schutz der menschlichen Gesundheit (oder der Natur) nicht immer im Vordergrund steht. Das heißt, daß bei der Festlegung von Grenzwerten nach statistischen Kriterien bestimmte Krankheits- oder sogar Todesraten der betroffenen Bevölkerung vom Gesetzgeber,,akzeptiert" werden.

Es ist üblich, daß bei den Bewertungen einer Lärmbelastung die besonders gesundheitsschädlichen Spitzenbelastungen einfach ,,weggemittelt" werden. So werden aus den meßtechnisch ermittelten 10-Minuten-Mittelwerten zunächst Halbstunden-Mittelwerte abgeleitet und diese wiederum über den Tag gemittelt. Dann werden diese noch einmal über die ganze Untersuchungsperiode von über 4 Monaten ein weiteres mal gemittelt" (J. H. Beckers, 2001). Durch diese ,,Mittelwerte von Mittelwerten von Mittelwerten von Mittelwerten" erhält man schließlich kleinstmögliche Zahlenwerte, die die Bevölkerung über die wahren Gefahren des Fluglärmes hinwegtäuschen.

Gesundheitsstörungen bereits unterhalb der Grenzwerte

Immissionsrichtwerte oder Orientierungswerte der TA Lärm (DIN 1 8005, VDI 2058) geben für reine Wohngebiete Beurteilungspegel von tags durchschnittlich 50 und nachts 35 dB(A) vor. Nach den Empfehlungen der US amerikanischen Umweltbehörde (EPA) sollten 35 dB(A) als Durchschnittspegel eingehalten werden.

Doch selbst bei diesem vermeintlich niedrigen Wert werden schon Unterbrechungen einer gesunden physiologischen Schlafstruktur festgestellt ( d.h. Störeinflüsse im Schlaf-EEG erkennbar), welche die Erholung des Menschen behindern. Bereits 40 dB(A) Spitzenschallpegel verursachen bei 5% der Bevölkerung Aufwachreaktionen, ein nächtlicher Lärm mit 45 dB(A) wird von etwa 10% der Testpersonen als Schlaf-

störung empfunden, bei 65 dB(A) sind es schon 75%!

Unter Fluglärm ist keine Erholung möglich. Durch die ständige Störung der physiologischen Schlafphasen in den vom Charterflugverkehr besonders intensiv genutzten Tagesrandzeiten geraten vor allem die Kinder in ein Schlafdefizit von mehreren Stunden täglich.

Schlafstörungen:

Schlafstörungen:Die Spitzenschallpegel eines Airbus A319 beim Start nach Osten mit Markierung der Wohngebiete, in denen bei 75% aller Menschen frühmorgens/ spätabends Schlafstörungen auftreten werden, wenn sie im Sommer bei offenem Fenster schlafen wollen. Beim Start nach Westen sind Suchsdorf und Projensdorf ebenfalls betroffen.

Lärmbedingt langanhaltend erhöhte Blutkonzentrationen von Streßhormonen beeinträchtigen bei diesen Kindern das Immunsystem mit der Folge einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen und Krebskrankheiten. Die geistige Entwicklung und die Schulleistungen insgesamt bleiben zurück. Fluglärm schädigt darüber hinaus die Fähigkeit Lesen zu lernen. Der lnformationstransfer vom Kurzzeit- zum Langzeitgedächtnis (Speicherfunktion) wird gestört. Diese Defizite sind nicht aufzuholen.

Lärmbelastete Kinder leiden unter einem deutlich höheren Blutdruck als lärmgeschützte Kinder, der auch noch im Erwachsenenalter ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten erhöht.

In Gegenden mit hoher Lärmbelastung tritt Bluthochdruck auch bei Erwachsenen häufiger auf. Mit der Zunahme der Lärmbelastung von 51 - 55 dB(A) auf 66- 70 dB(A) steigt das relative Risiko eines Herzinfarktes auf 20%, bei nächtlicher Lärmbelästigung noch höher, da das Herz keine Erholungsphase mehr hat.